Was ist eine 10-Minuten-Aktivierung?
Gesetz den Fall Sie arbeiten mit dementen Senioren, sei es auf einer Pflegestation oder in der häuslichen Pflege. Pflegenotstand ist für Sie kein Fremdwort. Trotzdem ist es Ihnen nicht gleichgültig, wenn die Senioren in ihrem Sessel mehr hängen als sitzen und vor sich hin dösen oder einfach warten…
Sie spüren, wie dringend notwendig gerade diese Personengruppe auf Anregung, Sinnesreize, Langzeitgedächtniserweckung - kurz auf Aktivierung angewiesen ist.
Dann ist die Zehn-Minuten-Aktivierung eine praktische Lösung!
Voraussetzung hierfür ist, dass alle Mitarbeiter die Notwendigkeit der Aktivierung erkennen und mittragen. Im Dienstplan sollte die Aktivierungszeit mit eingetragen werden.
Auf der Pflegestation sollte ein Schrank oder ein Regal für das Aktivierungsmaterial bereitgestellt werden. In der häuslichen Krankenpflege sollte jeder Mitarbeiter wenigstens zwei verschiedene Aktivierungsbeutel dabei haben, die jede Woche getauscht werden können.
Die Vorbereitung gestaltet sich zwar etwas aufwendig, ist aber eine einmalige und lohnende Sache:
Besorgen sie sich eine Rolle Müllbeutel. Füllen Sie in die Beutel Utensilien, mit denen schon Früher gearbeitet wurde, bzw. die der Patient von Früher kennt, z.B. Taschentücher, Wäscheklammern, Krawatten, Topfschwämme, Werkzeug, … In jeder Tüte befindet sich auch ein Anleitungsbogen mit Beispielen und Anregungen für eine
Aktivierung.
Für jede Zehn-Minuten-Aktivierung nehmen Sie nun einen Beutel aus dem Schrank mit zum Patienten. Das ist dann alles, was Sie zur täglichen Vorbereitung brauchen.
Hier zeige ich Ihnen ein Beispiel:
Inhalt des Müllbeutels: Taschentücher:
Zur aktiven Zeit unserer Patienten hatte das Taschentuch einen anderen Stellenwert als heute. Legen Sie die Taschentücher richtig gefaltet in den Beutel und verschließen sie diesen nur leicht.
Das Säckchen knistert und weckt dadurch vielleicht schon die Aufmerksamkeit. Die Neugier wird geweckt.
Der Patient darf sich selbst ein Tuch aussuchen (er hat die Wahl; manchmal auch die „Qual der Wahl“).
Der Mitarbeiter eröffnet das Gespräch:
- Was ist das für ein Taschentuch (Herren-, Damen-, Kinder-, Alltag-, Sonntag-, Einstecktaschentuch)?
- Aus was für einem Material ist das Tuch (Baumwolle, Seide, Batist)?
- Welche Farbe hat das Tuch?
- Wie ist der Rand (genäht, gesteppt, eingerollt, gehäkelt, geklöppelt)?
Wir versuchen ein Gespräch über Taschentücher zu erreichen, nicht selten kommen überraschende Antworten wie folgende: Früher ......in der Schule immer dem Lehrer vorzeigen müssen, ... zum Geburtstag ein besonders schönes bekommen, ....zum Kirchgang ein "weißes" ins Gesangsbuch legen müssen.
Mit den Taschentüchern lassen sich sehr gut Bewegungsübungen durchführen. Alle Arten der Sitzgymnastik kann man hierbei einbringen:
Hochheben, winken, vor dem Oberkörper kreisen lassen, auf den Kopf legen, ein Kopftuch formen, um den Hals legen, über die Knie legen, glatt streichen, ausschütteln, zusammenfalten…
Die Möglichkeiten sind vielfältig. Sie richten sich nach den Fähigkeiten des Patienten. Das ganze kann mit einem Gedicht, einer kurzen Geschichte oder einem passendem Lied beendet werden.
Auf die gleiche Art und Weise kann mit Wäscheklammern,
Krawatten, Topfschwämme, usw... spielend das Gedächtnis angeregt werden. Altes, fast vergessenes, kann hervorgelockt werden. Außerdem ist die Bewegung mit inbegriffen.
Mit der Zehn-Minuten-Aktivierung kann besonders gut der männliche Patient aktiviert werden, der in Pflegeeinrichtungen selten bei Bastel- und Kochaktionen mitmacht. Hier sollte das Thema aber lieber Werkzeug, Krawatten … sein statt Näh- und Kochutensilien.
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